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Sichern: Weiterentwicklung und Qualifizierung
11.02.2022
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Sichern: Weiterentwicklung und Qualifizierung

Wer das eigene Unternehmen weiterentwickeln oder sein Weiterbildungsangebot ausbauen will, sollte über aktuelle Trends informiert sein und sich über Entwicklungen in der Branche auf dem Laufenden halten. Es gilt, nicht nur konkrete Bedarfe seitens der eigenen Kundschaft, sondern auch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, Themen in der öffentlichen Diskussion und technische Innovationen im Blick zu behalten. Um sich einen ersten Überblick hierüber zu verschaffen, kann es sich lohnen, eigene Untersuchungen durchzuführen – etwa persönliche „Markt- und Trendforschungen“, in denen Kundinnen und Kunden nach anstehenden oder stattfindenden Veränderungen gefragt werden.

 

 

Oder es werden Plattformen, Forschungsergebnisse oder Magazine zu Rate gezogen, die sich mit aktuellen Trends beschäftigen. Hierzu zählen z.B. das Weiterbildungsmagazin managerSeminare, das in Sachen Qualifizierung die Nase vorn hat, oder Training aktuell, das über Methoden und Know-how in der Weiterbildungbranche auf dem Laufenden hält. Außerdem soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, LinkedIn und Xing sowie Marktforschungsstudien wie die Studie Weiterbildungsszene Deutschland des managerSeminare Verlags. Auf diesen Ergebnissen aufbauend kann in einem zweiten Schritt dann die Überlegung angestellt werden: In welche Richtung soll eine Weiterentwicklung zielen? Gilt es, das eigene Unternehmen auf einen neuen Kurs zu bringen (Business Development), die eigenen Kompetenzen auszubauen oder Know-how auszutauschen und Synergieeffekte zu schaffen?

 

 

Business Development: Weiterentwickeln und ausmisten!

Um sich als Trainings- oder Beratungsanbieter langfristig an einem dynamischen Markt zu positionieren, gilt es, die eigenen Geschäftsmodelle regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Erster Schritt hierfür ist, bestehende Geschäftsmodelle (inkl. Umgebung) zu analysieren und zu bewerten sowie Denkmuster zu hinterfragen. Sind meine Modelle noch wirksam? Lassen sie sich updaten oder verbessern? Können sie vielleicht komplett aussortiert werden? Das sind Fragen, die sich Trainer, Beraterinnen und Coachs von Zeit zu Zeit stellen sollten. Methoden, die dabei helfen können sind u.a. die Red- bzw. die Blue-Ocean-Strategie, die den Nutzen von Trainings, Beratungen und Coachings für Klienten bzw. Nicht-Klienten aufschlüsseln. Aber auch Beobachtungen aus dem Praxisalltag – sprich das Feedback von Klienten, sowie eigene Empfindungen – sollten mit in die Analyse einfließen. Neben Erkenntnissen zum Geschäftsmodell geben sie zusätzlich noch Aufschluss über die Selbstwirksamkeit sowie Mängel im eigenen Werkzeugkoffer.

 

Fragen sind hier u.a.:

  • Welche Rückmeldungen gab es?
  • Was ist mir besonders leicht von der Hand gegangen?
  • Wo gab es Probleme?
  • Was waren das für Probleme?

 

 

Weiterentwickeln: Brauchen meine Geschäftsmodelle ein Update?

Entscheidet sich ein Weiterbildungsanbieter im Anschluss an die Bestandsaufnahme für die Weiterentwicklung der eigenen Geschäftsmodelle, kann sich auch eine Beschäftigung mit Methoden wie Customer Thinking, Service Dominant Logic, Business Model Canvas oder Service Design Thinking lohnen. Anbieter, die mehr als eine Kundengruppe bedienen (etwa Führungskräfte in Unternehmen sowie einen Vertrieb für Trainingsmethoden für Führungskräfte in Unternehmen) sollten sich zudem mit „Multi-sided-Platforms“ auseinandersetzen, also mit Geschäftsmodellen, die mehrere voneinander abhängige Kundengruppen berücksichtigen. Es folgt die Entwicklung von Geschäftsmodellmustern, möglichen Szenarien sowie die Auswertung: Trägt das upgedatete Geschäftsmodell zur Wertsteigerung des eigenen Unternehmens bei?

 

 

Ausmisten: Sind meine Methoden und Themen noch angemessen?

Anders verhält es sich, wenn nach der Analyse feststeht: Die bestehenden Geschäftsmodelle sind in der Unternehmenswelt von heute nicht mehr wirksam, ihre Weiterentwicklung nicht sinnvoll oder nicht lohnenswert. Wer zu diesem Ergebnis kommt, sollte nicht lange fackeln, sondern kurzen Prozess machen. Manchmal lohnt es sich sogar, sich nicht nur von Geschäftsmodellen, sondern auch von veralteten Methoden oder sogar ganzen Zielgruppen zu trennen. Denn wer viel Altes aussortiert, hat mehr Platz für Neues.

 

 

In welchem Bereich soll ich mich weiterbilden?

Ein erfolgreicher Weiterbildner, eine erfolgreiche Weiterbildnerin ist jemand, der oder die bereits dort ist, wohin die Kunden wollen. Er – oder sie – ist der eigenen Kundschaft also einen Schritt voraus. Doch wie lässt sich dieser Vorsprung erarbeiten?

Vorsprung erarbeiten

Eine Anleitung dazu liefert der Schweizer Coach Urs R. Bärtschi in der Zeitschrift Training aktuell:

  1. Resümee ziehen über die eigenen Wertemaßstäbe
  2. Standfestigkeit üben
  3. Wachsen durch Schwierigkeiten
  4. Wachsen durch Reflexionsfähigkeit
  5. Wachsen durch Leidenschaft
  6. Wachsen durch Kompetenz
  7. Wachsen durch Mentoren
  8. Mut beweisen und die eigenen Talente kennen
  9. Frage stellen: Wird mein künftiges Ich zufrieden sein?

 

Doch es gibt eben nicht nur eine Anleitung, sondern viele verschiedene. Das liegt vornehmlich daran, dass die Tätigkeiten von Coachs, Beraterinnen und Trainern keine geschützten Berufe sind. Aus diesem Grunde definieren viele Verbände sogenannte Rollenbilder und Kompetenzmodelle (Ausbildungsrahmen), an denen sich Weiterbildner im Hinblick auf die eigene Aus- und Weiterbildung orientieren können. So beschreibt z.B. der BDVT vier Kernkompetenzen von Business-Trainerinnen und -Coachs, die es stetig auszubauen gilt und die zusammen die Handlungskompetenz des Weiterbildners ergeben.

 

Das sind:

  • Fachkompetenz
  • Methodenkompetenz
  • Sozialkompetenz
  • Persönlichkeitskompetenz

 

Wie sich diese Kompetenzen im Einzelnen zusammensetzen kann auf der Webseite des BDVT nachgelesen werden.

 

Der Deutsche Coaching Verband hat die verschiedenen thematischen Felder der Coaching-Qualifizierung hingegen folgendermaßen benannt:

  • Fachkompetenzen
  • Prozesskompetenzen
  • Beziehungskompetenzen
  • Selbstkompetenz

 

Dieser Vergleich macht deutlich: Im Kern ähneln sich die Anforderungen der Verbände, ganz deckungsgleich sind sie allerdings nicht. Daher ist es sinnvoll, sich nicht nur auf eine Quelle zu verlassen, sondern bei einem Qualifizierungsvorhaben mehrere Kompetenzmodelle zu Rate zu ziehen. Auch der Blick auf aktuelle Themen wie Digitalisierung, die eine Qualifizierung in neueren Bereichen wie beispielsweise Live-Online-Trainings notwendig machen, kann dabei helfen, den Weiterbildungs-Fokus zu legen.

 

 

Welche Qualifizierungsmaßnahmen gibt es?

Sind die Themen gefunden, in denen eine Weiterbildung erfolgen soll, gilt es, den richtigen – sprich: einen seriösen, möglichst zertifizierten – Anbieter sowie die passende Art der Weiterbildung zu finden. Besonders letzteres kann sich als schwierig erweisen, denn an Qualifizierungsformaten mangelt es nicht. Dazu zählen:

Supervision Regt zur Reflexion des eigenen Handelns an und sichert bzw. verbessert die Qualität der eigenen Arbeit.
Persönlichkeitsentwicklung/Coaching Legt den Fokus auf die in der Persönlichkeit verankerten Potenziale und bringt diese ans Licht.
Train-the-Coach Vermittelt ein breites Spektrum an Kompetenzen (fachlich, didaktisch-methodisch, sozial, etc.), die es für die Übernahme/Verbesserung der Rolle „Coach“ braucht.
Train-the-Trainer Vermittelt ein breites Spektrum an Kompetenzen (fachlich, didaktisch-methodisch, sozial, etc.), die es für die Übernahme/Verbesserung der Rolle „Trainer“ braucht.
Ausbildung in Organisationsentwicklung/-beratung Erweitert den Handlungsspielraum über das Durchführen von Trainings hinaus.
Weiterbildung „Speaking“ Trainiert den großen Auftritt im Plenum und lenkt den Blick auf Impulsgebung statt auf Inhaltevermittlung.

 

 

Train-the-Trainer Weiterbildungen auf Seminarmarkt.de

Ob zu Methoden, Blended-Learning oder systemische Beratung

Train-the-Trainer Seminare finden

 

 

Welche lizenzpflichtigen Persönlichkeitsinstrumente gibt es?

Auch der Erwerb einer Lizenz für ein Persönlichkeits- und (Selbst-)Diagnose-Instrument kann sich für Trainer, Beraterinnen und Coachs lohnen. Eine solche Lizenz berechtigt dazu, das jeweilige Instrument im Rahmen des Trainings, Seminars oder Coachings einzusetzen, um eine bessere Selbsteinschätzung der Klienten oder Teilnehmenden im Hinblick auf Stärken, Schwächen und Verhaltensdispositionen zu erzielen bzw. das Verständnis für Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung zu fördern. Da die wissenschaftliche Fundiertheit und die diagnostische Tiefe jedoch von Tool zu Tool stark variieren, ist es grundsätzlich ratsam, die Tools vor dem Einsatz zu prüfen, möglichst viele Informationen über sie einzuholen und sich dann für eines zu entscheiden, das den eigenen Ansprüche am ehesten genügt. Zu den Instrumenten mit der größten Verbreitung unter Trainerinnen, Beratern und Coachs gehören u.a.:

 

DISC/DISG DISG (egl. DISC) steht als Akronym für die vier Persönlichkeitsgrundtypen Dominanz, Initiative, Stetigkeit und Gewissenhaftigkeit, auf denen das Modell aufbaut. Ursprünglich entwickelt wurde diese Typologie von dem Psychologen William Moulton Marston. Aus diesen vier Grundtypen lassen sich – je nach Kombination – etwa 15 bis 20 Mischformen (primäre und sekundäre Verhaltenstendenzen) ableiten. Das eigene Handeln besser zu verstehen sowie die Kommunikation und Zusammenarbeit mit anderen Menschen reibungsloser zu gestalten, sind dabei die Ziele.
Reiss Profile/RP Im Zentrum dieses Modelles stehen 16 Lebensmotive, die laut dem Entwickler und Psychologen Steven Reiss all unser menschliches Handeln bestimmen und sich dadurch auszeichnen, dass sie eindeutig voneinander unterscheidbar, nicht hierarchisch voneinander abhängig und Zeit überdauernd sind. Zu diesen 16 Lebensmotive zählen z.B. Macht (Streben nach Einfluss, Erfolg, Führung), Neugier (Streben nach Wissen und Wahrheit), Anerkennung (Streben nach sozialer Akzeptanz, positivem Selbstwert), Ordnung (Streben nach Stabilität, Klarheit), Idealismus (Streben nach sozialer Gerechtigkeit, Fairness), Beziehungen (Streben nach Freundschaft, Freude, Humor) und Ruhe (Streben nach Entspannung, emotionaler Sicherheit). Mit Hilfe des Reiss Profile lässt sich nunmehr die individuelle Ausprägung der 16 Lebensmotive bei Klienten bestimmen – und damit, so zeigt sich Reiss überzeugt, die Basis für ein sinnerfülltes und glückliches Leben.
MBTI – Myers-Briggs-Typen-Indikator

Der MBTI, entwickelt von Katharine Briggs und Isabell Briggs Myers, basiert auf der Typologie des Schweizer Psychoanalytikers C.G. Jung, nach der jeder Mensch individuell ausgeprägte Präferenzen besitzt, die sein Verhalten bestimmen. Das MBTI unterscheidet zwei Dimensionen für Wahrnehmung und Entscheidung: die sensitive (S für sensing) oder die intuitive (N für intuition) Wahrnehmung sowie die analytische (T für thinking) oder die gefühlsmäßige (F für feeling) Beurteilung. Zudem geht MBTI von der Annahme aus, dass jeder Mensch seine Energie aus seiner Einstellung und Motivation herauszieht. Auch hier gibt es zwei Dimensionen: die Außenorientierung (E für extraversion) oder die Innenorientierung (I für introversion) sowie eine urteilende (J für judging) oder wahrnehmende Einstellung (P für perception) zur Außenwelt. Aus diesen vier Dimensionen, die sich in einem Spannungsverhältnis gegenüberstehen, ergeben sich insgesamt 16 Persönlichkeitstypen.

persolog-Persönlichkeitsprofil Das persolog-Persönlichkeits-Modell beruht auf dem Modell des amerikanischen Psychologen Dr. John G. Geier. Es beschreibt das Verhalten in konkreten Situationen anhand der zwei voneinander unabhängigen Fragestellungen „Wie nehme ich mein Umfeld wahr?“ – betrachte ich es als anstrengend oder angenehm – sowie „Wie reagiere ich auf mein Umfeld?“ – zurückhaltend oder bestimmt. Dadurch lassen sich 20 verschiedene Mischtypen von Verhaltensstilen mit unterschiedlichen Ausprägungen in Richtung dominant, initiativ, stetig und gewissenhaft ermitteln.
NEO-Persönlichkeitsinventar NEO steht als Akronym für Neurotizismus, Extraversion und Offenheit (für Erfahrungen). Diese drei Persönlichkeitsfaktoren bilden zusammen mit Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit das Grundgerüst des von von Paul T. Costa und Robert R. McCrae entwickelten NEO-Persönlichkeitsinventars. Ursprünglich stammen diese insgesamt fünf Faktoren aus dem Big-Five-Modell aus der Persönlichkeitspsychologie. Im NEO-Persönlichkeitsinventar werden diese fünf Faktoren jeweils noch in sechs Unterkategorien oder Facetten unterteilt. So gehören zu Neurotizismus z.B. Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Depression, soziale Befangenheit, Impulsivität und Verletzlichkeit. Wie ausgeprägt diese Facetten bei einem Menschen sind und welche Persönlichkeit sich daraus ergibt, soll mittels des Verfahrens deutlich werden.
TMS Team Management System Das Team Management System (TMS) besteht aus verschiedenen Instrumenten und Profilen, die Teamperformances sichtbar machen. Das bekannteste Instrument ist das Team Management Profil, das Aussagen zum bevorzugten Arbeits- und Teamverhalten von Führungskräften und Teammitgliedern erlauben will. Entwickelt wurde es von den Wissenschaftlern und Management-Experten Charles Margerison und Dick McCann. Es geht von der Annahme aus, dass es acht Tätigkeitsbereiche gibt, die für dauerhaften Erfolg von Teams – aber auch von Einzelnen – entscheidend sind. Jedoch: jeder Mensch macht nur zwei oder drei dieser Tätigkeitsbereiche von sich aus gerne. Menschen unterscheiden sich durch ihre Arbeitspräferenzen. Mit dem Team Management Profil können diese Präferenzen gemessen, unterschiedliche Herangehensweisen an Arbeit festgestellt und Stärken transparent gemacht werden.
Insights MDI Insights MDI weist starke Ähnlichkeiten zu DISG auf. Denn auch hier stehen die Grundtypen Dominanz, Initiative, Stetigkeit und Gewissenhaftigkeit sowie deren Mischformen im Zentrum. Ziel dabei ist auch hier, Erkenntnisse über die eigenen Stärken, Schwächen sowie über natürliches vs. adaptiertes Verhalten, Motive und Werte zu erhalten.
9Levels Die 9 Levels of Value Systems wurden von Rainer Krumm entwickelt und basieren auf der Forschung von Clare W. Graves. Der zufolge gibt es verschiedene Entwicklungsstufen menschlicher Reife, die sich in bestimmten Wertesystemen ausdrücken. Diese Wertesysteme sind nicht statisch, sondern dynamisch. Je nach inneren und äußeren Einflüssen können sie sich verschieben. Entsprechend ergibt sich eine Wendeltreppenstruktur. Jede Ebene hat dabei ihre Berechtigung. Ziel dabei ist nicht, möglichst schnell bei Level 9 anzukommen, sondern eine gute Passung zwischen Wertesystem und Lebenswelt zu erreichen. Die Level reichen von eins (beige) – der Mensch handelt instinktgesteuert und intuitiv, die Sicherung der Grundbedürfnisse steht im Mittelpunkt – über vier (blau)  – der Mensch verhält sich pflichtbewusst und diszipliniert in einem System mit Gesetzen und Regeln – bis hin zu neun (Koralle) – der Mensch tritt charismatisch, respektvoll, motivierend auf und lebt in dem Wissen, dass es keine Grenzen gibt.
HBDI Das Herrmann Brain Dominance Instrument wurde von dem Amerikaner Ned Herrmann entwickelt und orientiert sich an Erkenntnissen aus der Hirnforschung. Das Modell unterscheidet vier getrennte Denk- und Verhaltensstile, die sich aus der linken (logisch, kontrolliert) und rechten (intuitiv, emotional) Hemisphäre sowie dem oberen (cerebral, Denken) und mittleren (limbisch, Verhalten) Teil des Gehirns ergeben. Jedem dieser Quadranten werden Schlüsselworte und weitere Begriffsgruppen zugeordnet. So wird ersichtlich, wie stark die persönlichen Denk- und Verhaltensstile in den einzelnen Quadranten ausgeprägt sind. Je nach Stärke der Ausprägung spricht man vom Vermeidungs-, Nutzungs- und Präferenzbereich.
Insights Discovery Das Insights Discovery Modell fußt auf den Forschungsarbeiten des Schweizer Psychologen Carl Jung und seiner langjährigen Mitarbeiterin Jolande Jacobi. Das Modell verwendet vier Farben, die beobachtbare Verhaltensmuster repräsentieren. Jeder Mensch trägt alle vier Farben in sich, jedoch in unterschiedlich starken Ausprägungen. Je nachdem, welche Farbe überwiegt, lassen sich vier Grundtypen unterscheiden: Typ eisblau: stellt häufig Fragen, beobachtet und hinterfragt viel, ist analytisch und präzise. Typ sonnengelb: geht offen auf andere zu, ist kontaktfreudig, dynamisch, steht gerne im Mittelpunkt. Typ erdgrün: ist gelassen, unterstützend, mitfühlend, beständig, hat häufig ausgleichende bzw. vermittelnde Rolle. Typ feuerrot: ist entschlossen, handlungs- und zielorientiert, auf Ergebnisse fokussiert, tritt dominant und wetteifernd auf.
Structogram Die dem Structogram zugrunde liegende Biostruktur-Analyse wurde 1977 von dem Anthropologen Rolf W. Schirm begründet. Sie basiert auf dem evolutionsbiologischen Ansatz des Hirnforschers Paul MacLean und seinem Konzept vom „drei-einigen Gehirn“. Das Structogram ordnet bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen den Hirnbereichen Stammhirn, Zwischenhirn (limbisches System) und Großhirn zu. Jeder Mensch hat ein individuelles Aktivitätsniveau dieser Hirnbereiche. So zeichnet sich der stammhirn-gesteuerte Mensch z.B. durch Kontaktfreude, intuitive Fähigkeiten, Fingerspitzengefühl und einer eher konservativen Werthaltung aus. Der zwischenhirn-dominierte „Typ“ ist z.B. leistungswillig, entscheidungsfreudig, wettbewerbs-orientiert und ein guter Motivator. Menschen mit Großhirn-Dominanz sind z.B. zurückhaltend, abwägend, besitzen Abstraktionsvermögen und erledigen ihre Arbeit strukturiert und sorgfältig.
Lifo Die Life Orientations Method wird von ihren Entwicklern Stuart Atkins und Allan Katcher als eine Kombination von Verhaltensstilen definiert. Das Modell unterscheidet dabei vier Grundtypen: Der Werteorientierte (unterstützend/hergebend), der Aktivitätsorientierte (bestimmend/übernehmend), der Vernunftsorientierte (bewahrend/festhaltend) sowie der Kooperationsorientierte (anpassend/harmonisierend). Das jeweils erste Wort des Begriffspaars beschreibt dabei das sinnvolle Verhalten, das zweite das übertriebene, das somit zur Schwäche wird. Es wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch über eine Mischung der Stile verfügt, wobei zumeist einer oder zwei bevorzugt werden. Dennoch verstehen Atkins und Katcher die LIFO-Methode ausdrücklich nicht als Typologie, die jemanden in eine Schublade steckt. Die Verhaltensstile sind modifizierbar und in ihrer Ausprägung zudem abhängig von der jeweiligen Situation.

 

 

Trainer, Beraterinnen und Coachs, die mit dem Gedanken spielen, die Lizenz für ein solches Tool zu erwerben, sollten jedoch einiges beachten. Zum Beispiel gilt es, vor dem Einsatz eines solchen Verfahrens die eigene Analysefähigkeit zu schärfen sowie sich ein umfassendes psychologisches Know-how anzueignen, denn:

  1. Die meisten „Ausbildungen“, die zum Einsatz von Persönlichkeitstools berechtigen, dauern ca. zwei bis drei Tage. In dieser kurzen Zeit ist es geradezu unmöglich, das entsprechende Wissen und die notwendigen Kompetenzen zu erwerben. Es handelt sich also eher um Zugangsberechtigungen bzw. Produktschulungen.
  2. Die Schulungen sind nicht pluralistisch bezüglich Theorien, Modellen, Inhalten und Methoden, sondern beschränken sich auf die Darstellung eines Modells und eines Verfahrens. Es fehlt die Einordnung in den Gesamtkontext.
  3. Häufig werden die Teilnehmenden nach ihrer Schulung Vertriebspartner. Das heißt, sie setzen den Fragebogen möglichst häufig ein und verdienen daran direkt und indirekt. Teilweise verpflichtet die Aufrechterhaltung der Zertifizierung sogar zu einer bestimmten Anzahl an Fragebogeneinsätzen. Im Rahmen der Zertifizierungs-Workshops erhalten die Teilnehmenden häufig auch Marketingunterlagen und Präsentationen. Dadurch wird ein produktorientiertes Denken der Trainerinnen und Coachs gefördert, das dazu führen kann, nicht von der jeweiligen Fragestellung aus offen und neutral nach Lösungen zu suchen, sondern von der vermeintlichen Lösung aus (dem Verfahren XY) ein Problem zu suchen – und somit die Interessen der Kundschaft aus den Augen zu verlieren.

 

Eine kritische Einordnung von Testverfahren in den Gesamtzusammenhang ist demnach unabdingbar. Vor allem ist es aber wichtig …

  • ... zu wissen, was Persönlichkeit ist, welche Persönlichkeitsmodelle und -theorien es gibt und worin sie sich unterscheiden.
  • ... zu wissen, wie sich Genetik, Epigenetik und Umwelt auf die Persönlichkeit auswirkt, wie veränderbar die Persönlichkeit ist und ob es geschlechts- oder kulturspezifische Persönlichkeitsausprägungen gibt.
  • ... zu wissen, wie Persönlichkeit gemessen werden kann, was der Unterschied zwischen Typen- und Strukturtests ist, wie die Zuverlässigkeit eines Persönlichkeitsfragebogens überprüft werden kann und was Begriffe wie Itemvarianz, Fehlervarianz, Trennschärfe, Reliabilität und Validität bedeuten.
  • ... zu wissen, welche Möglichkeiten der Auswertung es gibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Verfälschungen und Fehler ist und wie sich die Rückmeldung der Ergebnisse eines Testverfahrens auf die Feedbacknehmenden auswirken.

 

 

Wie kann ich meine Kompetenzen überprüfen und sichtbar machen?

Grundsätzlich ist es ratsam, die eigenen Kompetenzen von Zeit zu Zeit zu überprüfen und zu hinterfragen – vor allem, wenn man vornehmlich autodidaktisch unterwegs ist und informelle Lernmethoden vorzieht. Eine solche Überprüfung kann zum Beispiel mithilfe verschiedener Verfahren von GRETA (Grundlagen für die Entwicklung eines trägerübergreifenden Anerkennungsverfahrens für die Kompetenzen Lehrender in der Erwachsenen- und Weiterbildung) erfolgen. Diese Verfahren wurden im Rahmen des GRETA-Forschungs- und Entwicklungsprojektes entwickelt vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE), gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und unterstützt durch acht bundesweite Träger- und Berufsverbände der Erwachsenen- und Weiterbildung in Deutschland. Zu den Konzepten und Instrumenten gehören u.a.:

 

GRETA-Kompetenzmodell
Quelle: 2019, www.die-bonn.de // Bild-Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

 

Das GRETA-Kompetenzmodell

Im Zentrum des Modells stehen die vier Kompetenzbereiche „Berufspraktisches Wissen und Können“, „Fach- und feldspezifisches Wissen“, „Professionelle Werthaltungen und Überzeugungen“ sowie „Professionelle Selbststeuerung“. Diese lassen sich wiederum in verschiedene Kompetenzfacetten aufspalten. Als Strukturmodell bildet das GRETA-Kompetenzmodell all das ab, was Lehrende in der Erwachsenenbildung wissen und können sollten. Es dient der eigenen Selbsteinschätzung.

 

Der GRETA-Reflexionsbogen

Er basiert auf dem GRETA-Kompetenzmodell und bietet Lehrenden Reflexionsfragen zur Motivation, zum Rollenverständnis, sowie zur Konzeption, zur Umsetzung und zur Nachbereitung von Angeboten. Auch der Reflexionsbogen dient vornehmlich der Selbsteinschätzung.

 


Beitrag von Seminarmarkt.de zur Existenzgründung
Die Weiterbildungsplattform Seminarmarkt.de präsentiert eine große Auswahl von Seminaren, Expertenprofilen und Tagungslocations übersichtlich auf einer Website.
Bildquellen
Titelbild: © bsd /depositphotos
Bild(er) im Text: www.die-bonn.de mit der Bild-Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE
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